„Dreh dich um. Ich habe eine Überraschung für dich.“
Meine linke Seite wird kalt, als Miles auf dem nassen Laken zum
Nachtschrank rutscht. Noch eine Überraschung außer dem Aufwachen neben Miles? Ich höre, wie er langsam die Schublade aufzieht. Mein Kopf ist schwer vom Wein, mein Körper müde vom Sex und die träge Jazzmelodie von Gershwins Sommertime in meinem Kopf lähmt meine Muskeln. An Miles‘ breiten Schultern kann ich sowieso nicht vorbeischauen. Außerdem haben wir mit dem Zuziehen der dicken Vorhänge nur wenig reale Welt und Licht in unserem Geheimnis zugelassen.
„Hast du Angst? Vertraust du mir nicht?“, fragt der Mann, der an diesem frühen Dienstagnachmittag seine und meine Ehe ignoriert, obwohl er sonntags mit Frau und Kindern in die Kirche geht. Ob er dort um Vergebung bittet? Vergeben und vergessen? Wenn ich doch bloß schnell vergessen könnte. „Abschied von Miles“ weiterlesen
Sie und Er
Ich werde sie immer nur sie nennen. Manchmal rutscht mir vielleicht heraus, sie als junge Frau zu sehen, wobei ich sie mit mädchenhaftem Charme beschreiben möchte, aber in Wirklichkeit meine ich immer sie. Und ihn. Nur diese beiden. Und dann gibt es da noch, aber nein, diese Person ist nicht wichtig. Sie werden sehen. Es geht also um diese Zwei, sie und ihn. Sie können sich gern Namen für sie ausdenken, aber sie brauchen keine. Sie haben sich selbst welche gegeben. Doch warum fange ich nicht am Anfang an?
Es gab mal eine Zeit, in der sie Angst hatte, das Ende des gemeinsamen Projektes würde auch das Ende ihrer persönlichen Kontakte bedeuten. Nein, wir gehen besser noch ein Stück weiter zurück. Noch vor den Anfang, als keiner der beiden auch nur entfernt an einen Namen für den anderen dachte, weil sie sich erst kennen lernen mussten. Und das taten sie an einem Januartag, der den
Winter so überzeugend präsentierte, wie das im gemäßigten Klima einer Großstadt mitten in Mitteleuropa möglich war. „Sie und Er“ weiterlesen