Kein Jahresrückblick 2020

Dieses Jahr ist wie ein abwesender Liebhaber: sein verlockendes Deo schwebt in der Luft, aber er ist nicht da und die Wiederholung der tollen Tage nicht in greifbarer Nähe.

Manchmal habe ich das Gefühl, alle guten Sprüche sind schon gesagt, alle guten Geschichten schon erzählt. Ich kann sie nur noch neu interpretieren. Bei manchen Tagen, Wochen und Monaten des Jahres kommt es mir genauso vor. Es hat sie alle schon zigmal gegeben und es gilt, die bestmöglichste Auslegung zu finden.

Der vorletzte Tag der vorletzten Woche dieses Jahres beginnt spät und grau. Beim ersten hellen Lichtzipfel zieht es mich nach draußen. Ich könnte, statt wieder (und wieder) um den nahen See zu wandern, am Schreibtisch über dieses komische Jahr nachdenken. Ach Gott, nein, zurückschauen ist nichts für mich. Das ist, wie rückwärts um den See zu laufen, nachdem ich endlich alle Stolperfallen im Vorwärtsgang umrunde und meine Aufmerksamkeit auf die Glückseligkeiten im Verborgenen richten kann. Ich weiß, unter welchen Bäumen am Ostufer die Schneeglöckchen blühen, an welcher Stelle auf der Nordseite der Weg immer rutschig ist und in welchen Schilfecken die Entenmamas ihre Küken verstecken. Ich weiß, wo die Schatten im Sommer am dichtesten und im Herbst am längsten sind. Ich habe beobachtet, welche Bäume gefällt, zerlegt und von Kaminbesitzern weggetragen und welche für den nächsten Schnitt markiert wurden.

Jahreswechsel in den Wechseljahren. Kein Wunder, die vergangenen Monate sind wie ein Hin und Her zwischen Noch-nicht und Nicht-mehr. Jenseits der Vierzig sieht und hört man nicht mehr richtig gut, aber noch nicht so schlecht, Hinweise auf das Altern zu übersehen und überhören zu können. Einerseits ist es noch nicht Menopause, weit davon entfernt ist es aber nicht mehr. Kinder im Haushalt, die noch nicht selbstständig sind, aber nicht mehr willens, sich ins Leben reden zu lassen. 18- und über 20jährige, von denen es nur noch abgewehrte Schnappschüsse und fremd wirkende Bewerbungsfotos gibt, weil sie der elterlichen Dokumentation ihrer Lebensereignisse aus dem Weg gehen.

Ich habe mir angewöhnt, den Fotoapparat überallhin mitzunehmen. Landschaftsaufnahmen im Zwielicht, Stillleben der Natur oder Besonderheiten und Absurditäten menschlichen Wirkens in der Sekunde konserviert, in der ich sie erlebe. Ändert sich meine Einstellung bei einer späteren Betrachtung?
War es richtig, die 16:8- Diät auszuprobieren? Das Gewicht scheint sich lediglich verschoben zu haben, vom Frühjahr in den Herbst. War es leichter, noch nicht zu essen, bis die Start gebende Stunde am Vormittag erreicht war oder schwieriger, schon ab dem Nachmittag nicht mehr an den Kühlschrank zu pendeln? Es fühlte sich jedenfalls besser an, das Angenehme noch vor sich zu haben.

Das Licht des späten Vormittags fällt durch die leeren Äste der Laubbäume auf das blauschwarz glänzende Band des neuen Uferweges. Nur wenige Andere sind mit mir unterwegs. Viele haben mit dem Ausweiten des Homeoffice verlernt, hinaus zu gehen. Ein Grund, weshalb ich Homeoffice für mich bisher abgelehnt habe. Zweien von drei in unserem Haushalt lässt man inzwischen keine Wahl. Möglicherweise verwandelt sich mein „noch nicht“ jetzt für mich in „nicht mehr“, wie wenn ich die unreifen grünen Bananen zu lange liegen lasse, bis sie braunfleckig und ungenießbar geworden sind. In diesem Jahr lerne ich den Unterschied zwischen Freizeit und Freiheit mit dem Gelingen oder Scheitern jeder selbst bestimmten Aktion.

In Bezug auf meinen Urlaub bewies ich besseres Planungsglück. Meine Erholungszeit an der Ostsee fand statt, als die meist diskutierten Zahlen nicht mehr die erste Welle bedeuteten und noch nicht die zweite. Wer öfter am Meeresstrand steht, weiß, dass nach der ersten immer eine zweite und dritte Welle den Schaum und die Quallen, das Seegras und Treibholz anspült. Ab und an sogar Bernstein. Ich habe noch nie Bernstein gefunden, aber ich schaue jedes Mal voller Hoffnung auf das Glitzern vor meinen Füßen.

Der See vor mir schwappt mit winzigen Wellen ans Ufer. Zu kalt, um darin baden zu wollen. Im Sommer war ich versucht, die Qualität des Wassers auszuprobieren, nun hat es seine Anziehungskraft verloren. Auch das alte Jahr zieht nicht mehr an mir, wohin gegen das neue mich noch nicht reizt. Weil ich losgelassen, aber nichts angepackt habe. Ich arbeite nicht mehr an meinem alten Projekt, bin aber im neuen noch nicht richtig angekommen. Gerade merke ich, für meine Projekte bin ich der unstete Liebhaber. Und wenn ich wählen kann, entscheide ich mich lieber für das neue, denn in Sachen Sex ist, „noch nicht“ besser als „nicht mehr“ damit beschäftigt zu sein und unbeachtet liegen gelassen zu werden.

Rings um mich erstarrte Landschaft, plötzlich bewegt sich neben mir etwas, klein und flink, schnelle Farbe, grün-schwarz-gelb. Ich suche den Vogel, der munter von Zweig zu Zweig federt, immer höher hinauf. Da, ich glaube ihn gefunden zu haben, aber es ist nur ein Blatt, das mich narrt. Ich lasse den Fotoapparat sinken, kein Bild von einem Vöglein. Viele Federträger haben in den vergangenen Wochen und Monaten Platz genommen für ein Portrait, Kormorane auf Wachposten mitten im See, Enten im schattigen Mittagsschlaf, ein Schwanenpaar mit verliebten Hälsen. Und nun, nur ein graugrünes Blatt. Trotz in der Hand hebt die Fotolinse an den Strauch, Neugier in den Fingern löst das Foto aus.

Im Laufe des letzten Jahres sind viele Fotos auf den Speicherchip gebannt worden. Sie sind lange nicht mehr so unkonzentriert und ziellos wie am Anfang, wo das Probieren mehr zählte als das Ergebnis, aber natürlich sind sie auch lange noch nicht so professionell, dass das Ergebnis mehr zählen könnte als das Probieren. Eine Fotodokumentation durch die Spaziergänge des Jahres ist es allemal.

Inzwischen ist das Sonnenlicht von kriechendem Nebel gefangen. Kein Licht, keine bunten Farben, keine Überraschung. Ein schattendunkles Blatt vor eisgrauer Seekulisse, aber geformt wie ein Herz. Wind kommt auf, pustet mir kalt an den Hals, umspielt mein Gesicht und fingert nach dem trockenen Blattstiel. Ich sehe nicht hin, will kein Zeuge sein, wie das Herzblatt fällt.

Nicht mehr lange, dann schlage ich ein neues Bild in einem neuen Kalender auf. Immer noch neugierig auf die Überraschungen, die dann wie Bernstein zwischen Quallen und Seegras vor meinen Füßen landen und neue Herzblätter an den Zweigen sprießen lassen.

Kann das weg (oder wird das noch gebraucht)?

Morgens um sieben im Bad. Es ist Sonntag. Radio an. Fröhliche Rhythmen antworten dem Einschalten. Irgendein Song, der mich sofort mitreißt. Ich kenne ihn und doch fühlt er sich frisch und neu an. Ich krame in meinem Gedächtnis nach dem Titel. Dabei wird mir klar, es ist Popmusik!
Vier Wochen lang spielte der Radiosender ausschließlich Weihnachtshits. Ab heute zucken die Muskeln nicht mehr mit dem Klang von Schlittenschellen und Kirchenglocken, ab heute schluchzt das Herz nicht mehr im Walzertakt nach weißer Weihnacht und Wünschen fürs Fest. Ich drehe mich wild in den Flur durch die Wohnung. Die Popmusik folgt mir, schwebt durch die Räume und verschleiert die Kerzengestecke. In Sekundenschnelle wirkt das Tannengrün trocken und alt. Es hat seinen Zweck erfüllt. Dann kann es jetzt auf den Kompost. Oder nicht?
Als ich klein war, trauerte ich der Entsorgung des Christbaums mit jeder rieselnden Nadel entgegen. Nein, noch nicht, kniete ich mich schützend vor das geschmückte Holz. Längstens bis zum 06.01., hieß es, wobei mir die Ankunft der Heiligen drei Könige oder das russische Jolka-Fest genauso fern waren wie die übrigen kirchlichen Gebräuche und unsere russischen Freunde. Doch schon als Kind lieben wir die Zugabe von Dingen, die uns guttun. Selbst als Erwachsene bitten wir um die Verlängerung von Nächstenliebe, Freigiebigkeit, Toleranz und Hoffnung. Und langsam dahinfließender Zeit.
So viele Einladungen wie dieses Jahr haben mich noch nie erreicht. Noch nie wollte ich sie alle annehmen. Meine Eltern, meine Freunde*, meine Kollegen* (beruflich und im Freizeitbereich), Veranstaltungen im Museum, im Theater, in der Kunstgalerie und im Radio, als Mitwirkende oder im Publikum – alles online. Alles gleichzeitig?
Zeit ist nicht vermehrbar. Sie jetzt mit Aufräumen des vergangenen Festes zu verbringen, statt die vielen übrigen Einladungen in meine wachen Stunden zu sortieren, kommt mir verrückt vor. Mag das Tannengrün schon grau sein, lass es rieseln, sag ich mir. Wenigstens bis zum 06.01.

https://youtu.be/jvv_jvAZigo

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Schreibreise Zinnowitz 13.-16. August 2020

Klosterkirche Krummin
Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr. Schreibreise. Ausflug mit der Gruppe. Aufgabe: Schaut euch um, macht eine Geschichte daraus.

Ausflug nach Krummin

3-Satz-Geschichte zum Einstimmen aus dem Inneren der Klosterkirche
Das Efeu presst sich von außen ans Glas, wie Butzenscheiben sieht es aus, in flaschengrün. Bäume ringsum, kein Himmelsblick, kein Beichtstuhl. Na dann, Prost, denkt Walter und hebt das Klosterpils an die Lippen.

Die ¾-Stunden-Geschichte nach Besichtigung des alten Klosters und des Hafens
Westwind! Der Rabe über ihr krächzte. Einmal, zweimal. Celia suchte den vorlauten Verräter im Pappelgeäst, doch sein Versteck zwischen den schimmernden Blättern war zu gut. Anders als ihres. Frontal peitschte der Wind ihr ins Gesicht, riss an ihren roten Locken und zerrte an den langen Stoffbahnen ihrer Nonnenuniform. Die roten Locken bildete Celia sich nur ein, natürlich hatte sie millimeterkurzes Haar wie alle Novizen des Klosters, aber die Nonnenuniform hing wirklich an ihr herunter wie ein Zelt. Celia reckte die Faust gegen den Wind, die Kordel in ihrer Hand schlug ihr gegen die Knie. Westwind. Immer und immer wieder.
„Mach dir nichts draus“, sagte Nino und hob die Hand, um ihren Arm zu tätscheln.
Wütend zog Celia die Kordel um die Taille fest. „Mach dir nichts draus! Wie denkst du dir das?! Natürlich macht es was! Mit Westwind klappt es nicht. Er drückt uns immer zurück an dieses Ufer. Kann nicht einmal im Sommer der Ostwind so blasen wie dieser Sturm?“
„Aber vielleicht kann ich uns doch ein Boot von den Fischern stehlen“, warf Nino ein. “Das ist allemal besser als ein Floß mit einem Stock, an dem dein Nonnenkleid den Wind fängt.“
„Vorher müssen wir aber den Vogel erlegen“, sagte Celia und bückte sich nach einem großen Stein. „Der alarmiert die Wache sonst, wie die letzten Male.“ Celia drehte sich nach der Silberpappel um , sie hörte den Raben, sah ihn aber nicht.
Plopp, der Stein versank hinter ihr im Achterwasser. Beim Schwungholen war er ihr rückwärts aus der Hand gerutscht.
„Ich glaube nicht, dass wir je hier wegkommen, mit oder ohne Boot und ohne Ostwind. Aber Boruslaw bekommt mich nicht zur Frau. Eher gehe ich ins Wasser.“ Wieder krächzte der Rabe.

Schreibreise Zinnowitz 04.-08. September 2019

Arbeitsplatz Strand. Das größte Plus an einer Schreibreise an die Ostsee.

Der nachfolgende Text entstand während der Nachtwanderung, die traditioneller Bestandteil der Schreibreise mit meiner Autorengruppe ist. Ein Stück Fantasie, das in ein neues Projekt verwebt wird. Ein Jugend-Fantasy-Thriller.

Ich bin allein und schließe die Jacke dicht unter dem Kinn. Dann drehe ich mich weg vom Mond und den zerrissenen Wolken.
Er ist bei mir. Obwohl wir nie hier waren. Trotzdem erklärt mir Jamie jetzt, in diesem Moment, mit Streicheln und Küssen wie das Meer sich anhört. Ewiglich. Schwarzes Glänzen trägt salziges Zittern.
Das Scheinwerferlicht erreicht uns nicht. Aufrecht stehe ich am Ufer und schaue dem fernen Suchen zu. Ich bin fort, entwischt und habe Jamies Seele mitgenommen. Wer immer ihn hat sterben lassen, muss damit rechnen, von mir gefunden zu werden. Ich werde nicht zulassen, dass mit mir dasselbe passiert.
Zwanzig Schritte weiter fasziniert mich blauschwarzer Batikhimmel mit Glitzer. Kein Wind am Boden, nur in den Kronen hoch über mir und auch nur manchmal wie ein vorüber fliegendes Flugzeug. Die Sterne sind in den Baum gesteckte Kerzen. Mein Geburtstagsbaum. Wann habe ich eigentlich Geburtstag? Ich weiß es nicht. Warum nicht heute? Mein erster Tag als ich Selbst, kein gelenktes Subjekt. Genauso wie andere Lebewesen, die sich mit mir zwischen die Stämme ducken. Es gibt sie. Vorhin habe ich zwei gelbe Augen gesehen und mich erschreckt. An, aus. Anders als der Suchscheinwerfer.
Jamies kalte Hand legt sich um meine Faust. Sein kühler Atem leckt meine Wange. Ich wische das Salz aus dem Gesicht.
Wo kommst du her?, malt ein fremder Finger in den Sandboden vor mir.

Schreibreise Zinnowitz September 2018

Schreibreisen sind Inspiration, in der Gruppe immer mit Spaß. In unserer Schreibrunde bedeuten die fünf Tage jede Form von Schreibübung. Am meisten Text entsteht sicher in den individuellen Schreibzeiten allein. Die buntesten Texte mit der besten Anregung werden in den Workshops geboren, in denen spontan geschrieben wird, ohne Zeit zum Überlegen. Auf der Nachtwanderung im Wald und am Strand, beim Tagesausflug an einen geschichtsträchtigen Ort …
20 Sekunden Zeit für: Was seht ihr? Was hört ihr? Welche Stimmung fällt euch zuerst ein?
Manchmal mit Genre-Vorgaben (Kinderbuch, Theodore Fontane, Fantastische Wesen). Manchmal reicht es für eine halbe Seite, manchmal nur für wenige Zeilen. Das unzensierte Ergebnis lest ihr hier:

1. Nachtwanderung
1.1 Im Wald

Der Himmel hing hell über ihr. Eine Decke aus Federwolken, hinter der die Lichter der Nacht sich bereit machten. Das nahe Meer atmete eine kühle Brise in die offenen Fenster des Waldes. Sein Duft war so vertraut wie das Eau de Cologne Ihres Liebsten. Sie sah das tote Holz nicht, glitt lautlos über trockene Zweige …

1.1.1 Kinderbuch

Der Wald träumt einen großen Traum. Jedes Tier trägt sein Bild dazu bei.
Eichhörnchen umarmen die gesammelten Bucheckern.
Igel lehnen sich an die herangerollten Äpfel.
Über allem wacht der Uhu mit großen Augen …

1.1.2 Fontane Effi Briest

Das ist ein weites Feld. Nein, Vater. Hier ist kein Feld, keine Weite, wie Ihr Sie seht. Allein die Höhe ist unglaublich, mit der sich die Baumstämme gen Himmel strecken, der Freiheit der Vögel entgegen. Ach, könnt ich doch auch fliegen. Der Himmel ist weit. So weit entfernt. Nie scheinen wir ihn erreichen zu können. Seht, Vater, dieser Baum reicht mir seinen Ast wie ein Geliebter. Soll ich ihn annehmen? …

1.1.3 Fantastische Wesen

Das Wasser war geflohen, hatte ein ausgetrocknetes Totenbett des Waldes zurückgelassen. Hinter den Skeletten der Schwarzerlen kauerten Reste ehemaliger Brombeersträucher, immer noch wehrhaft mit Stacheln besetzt, aber der Farbenpracht der Blätter und Früchte beraubt. Staubiger Nebel zog düstere Straßen in die Verwüstung …

1.2 Am Meer
1.2.1 Piraten

Feuerholz ist gesichert und für das Leck im Schiff gibt der Wald bestimmt auch eine passende Kiefer her. Schwärmt aus, Männer, und kommt nicht ohne Holz zurück. Wer dabei die Schatzhöhle findet, bekommt …

1.2.2 Science-Fiction

Der Himmel drückte wie eine zu niedrige Decke auf uns. Eine unruhige Decke, voller leuchtender Flöhe. Der Blutsee leckte am Rand unserer Landescheibe.

1.2.3 Fantastische Wesen

Das rote Leuchten am Ende der glitzernden Oberfläche lenkte uns ab. Erst als es verschwunden war, bemerkten wir das Flüstern um uns. Ein anderes Flüstern, als das der Wellen. Tiefer und breiter. Es schien uns einzukreisen …

3. Ausflug zum Kraftwerkmuseum nach Peenemünde
3.1 Geräusche
Was hört ihr?

Knisternde Neonröhren, tickende Wasserstandszähler, Zischen, Dampfen, Qualmen, Ruß, tropfendes Öl/Wasser, quietschendes Eisen, Elektroschaltkasten, Öldruckmesser

3.2 Schaut euch um. Welche Filmszene entsteht in eurem Kopf?
Kirkey klemmte seinen mageren Körper zwischen Stahlwand und Treppe, hielt die Luft an und hoffte, sein Schweiß würde die Hunde nicht auf seine Spur führen. Sein Herz wummerte lauter gegen das Treppengeländer als die Stahlhämmer, die die Winkeleisen dafür verbogen hatten. Durch die Gitter unter sich konnte Kirkey die Jäger sehen. Ihr Flüstern prallte die Schachtwände nach oben, sprang an ihm vorbei …

3.3 Ruß 30 min Schreibzeit nach Besichtigung des Fabrikgeländes, freies Schreiben

„Du spinnst doch. Hier spukt’s nicht.“ Hank drehte sich wieder nach vorn, hob den Fuß kniehoch über den rostigen Ablauf und stieg selbstsicher in die Halle.
„Nicht, nicht, nicht“, überfiel das Echo mich von links und rechts, von oben. Sogar der Boden schien zu flüstern. Dabei hätte der Staub, der in zentimeterdicker Schicht den Boden bedeckte, den Spott dämpfen sollen, statt ihn zu verstärken.
Meine Mutter bekäme bestimmt einen Tobsuchtsanfall: „Die neuen Schuhe, Junge! Musst du das neue Zeug immer gleich einsauen? Für den Bolzplatz hätten die alten Treter doch auch gereicht.“
Ja, laut meiner offiziellen Version war ich jetzt auf dem Bolzplatz. Nie hätte Mutter mich zur alten Fabrikhalle losgelassen. Jeder weiß, dass es hier spukt. Dunkle Wände, Fenster hoch oben unter der Decke und so klein, dass das Nachmittagslicht eine Orientierung gerade so ermöglicht.
„Ha!“, sprang Hank mich von der Seite an.
„Ha, ha, ha“, lachte es schaurig von den Treppen, aus den oberen Stockwerken, fiel von den Rohren herunter, die unter der Decke um die Wände herumliefen.
„Ma…“, bremste ich mich gerade noch nach meiner Mutter zu rufen. Welcher Dreizehnjährige darf ungestraft nach seiner Mama rufen, wenn seine Mutprobe ansteht?
„Mann!“, fauchte ich wütend zurück. „Weißt du, wie du aussiehst?“
„Na klar“, lachte Hank. „Hab ich extra gemacht. Scheiße, selbst wenn ich ein Kilo Seife brauche, um mein Gesicht sauber zu kriegen – dein Gesichtsausdruck war es wert. Er wischte die schwarzen Handflächen an seinen Socken ab und blinzelte mich an. Ich sah nur Augen in einem runden Schatten vor noch dunklerem Schwarz.
Jetzt fiel mir auf, dass ich keine Schritte gehört hatte. Hank hatte sich Mühe gegeben, leise zu sein, klar. Aber meine Sohlen, neu und quietschig, waren verstummt. Dafür nahm ich jetzt ein fernes Rauschen wahr. Nein, kein Rauschen, ein feines Reiben. Was war das? Es zischte und wisperte, nahm in meiner Fantasie Hank-übergroße Form hinter ihm an.
‚Jetzt werde ich verrückt‘, dachte ich. Dann legte sich eine feinkörnige schwarze Hand auf Hanks Schulter …

Der Marathonmann


„Schreiben Sie darüber!“, sagt Torsten. Dabei weiß er doch gar nicht, dass ich Autorin bin. Oder doch? Er könnte es in meiner Akte gelesen haben, aber wann hat er dafür Zeit gehabt?
Außerhalb des Schreibkollegiums ist der Nanowrimo (national novel writers month) nicht überall bekannt. Der November wird für viele Autoren zu einer Art Schreibmarathon. Dann nämlich findet länderübergreifend der Wettbewerb statt, mit dem den dunkler werdenden Tagen die bunt schillernde Welt der Geschichten entgegensetzt wird.
Dieses Jahr ist der Schreibmonat eine besondere Herausforderung für mich nach einem Sturz, bei dem ich mir Ende September das Handgelenk gebrochen habe. So unglücklich, dass eine Operation notwendig war, mit Unterkunft und Verpflegung für zweieinhalb Tage in der Charité. In einer Zeit, in der alle möglichen Leute über Blumenkübel stürzten, von Fahrrädern kippten, in Straßenbahnschienen hängen blieben, Zusammenbrüche und unklares Fieber hatten und die steigenden Coronainfektionen in der Hauptstadt den Generalverdacht der zweiten Welle in jedes Krankenhaus trugen. Das Uni-Klinikum war voll, voller, am vollsten. Am Unfalltag brauchten die überforderten Mitarbeiter der Rettungsstelle sage und schreibe acht Stunden für die Versorgung meines kaputten Arms in der Notaufnahme bis zur Entlassung nachts um halb zwei nach Hause mit Unterarmgips und Termin zur OP-Besprechung.
Am Freitagvormittag zogen kräftige Hände mein Bett zwei Stunden nach dem Aufruf zur OP aus dem Aufwachraum in Richtung Fahrstuhl und Torsten stellte sich mir als Pfleger vor. Ein echtes Berliner Urgewächs in der typischen Baumwollkombi aus Kurzarmhemd mit V-Ausschnitt, Gummibundhose und Clogs. Ein Blaumann der besonderen Art.
Torsten lässt sich von allen Patienten duzen. Sein Gesicht bekomme ich nie ganz zu sehen, der Mund-Nasen-Schutz ist selbstverständlich, aber seine Augen blicken wach und freundlich und ständig umher, ob alles in Ordnung ist. Torsten redet und erzählt gern und viel. Mit umfangreichem Wortschatz preist er den Fensterplatz im Zweibett-Zimmer und den außerordentlichen Service der Küche an. Dann ist er weg. Kommt aber gleich zurück, befreit mich von der Infusion, erklärt die Funktion der Patientenklingel (Wir sind ein großherrschaftliches Haus, wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie und ich bin so schnell wie möglich wieder hier.) und fragt, ob ich jetzt gleich seine Hilfe benötige. Fast wie ein Butler in einem richtig, richtig teurem Hotel. Er kennt das Haus und die Station wie sein Zuhause. Seit dreißig Jahren arbeitet Torsten als Pfleger in der Charité. Mit fünfundzwanzig hat er angefangen, sagt er und zwinkert mir im Hinausgehen zu.
Er gehört zur Risikogruppe der Überfünfzigjährigen. Ich mag mir die Station nicht ohne ihn vorstellen. Seine ruhige, fröhliche Art wird genauso nötig gebraucht wie die Medikamente, die er austeilt. Sie sind zu zweit auf diesem Flur, er für die Chirurgie und eine Kollegin von der Neurologie auf dem hinteren Teil. Sie stimmen sich ab, wenn ein Patient zu zweit versorgt werden muss. Meine Zimmernachbarin ist so ein pflegeintensiver Fall. Sie kann überhaupt nichts allein, außer atmen und sprechen. Als eine von wenigen Patienten bin ich in der Lage, ohne Unterstützung aufzustehen und umherzulaufen. Die meisten Türen zu den Patientenzimmern stehen -wie mindestens ein Fenster im Zimmer- offen, um Querlüftung zu erreichen.
Immer wieder sehe ich Patienten, die reglos im Bett ausharren, schwerkrank, wahrscheinlich schwer pflegebedürftig. Im Vergleich dazu befindet sich wenig Personal auf der Station. Einmal am Tag kommt ein Arzt, niemand weiß so genau, wann. Die Stationsleitung trägt ein Headset, weil das Telefon nie stillsteht. Patienten müssen verlegt werden, werden zwischengeparkt und verschoben in andere Stationen, auf denen noch Platz ist. Ich bin selbst in einem Zimmer auf der anderen Seite des Flurs ins OP-Bett gestiegen und nun habe ich im Parallelstrang eingecheckt. Meine persönlichen Sachen lagerten solange im Schwesternzimmer.
Mir wird während meines Aufenthalts der Unterschied zwischen Schwester und Pfleger nicht so richtig klar. Wer darf was, wer macht was? Nur meine Bettnachbarin ist sich sicher, dass der junge Mann, der sie zur Nacht versorgt, kein ausgebildeter Pfleger ist. „Holen Sie die Polizei, das ist kein Pfleger“, schwebt ihre heisere Stimme zu mir, „Der macht alles falsch!“
Ich bin müde und ziemlich sicher, dass der Mann in der Pflegeuniform sein Bestes tat. „Er hat doch sogar eine Schwester zur Unterstützung dazu geholt“, beschwichtige ich die schwerkranke Frau.
„Haben Sie ein Handy dabei?“, fragt sie. „Können Sie meinen Sohn anrufen oder meine Freundin und denen erzählen, was hier los ist?“
Ich verspreche es ihr, wenn wir uns darauf einigen, bis zum Hellwerden mit dem Anruf zu warten und erstmal versuchen zu schlafen.
Am Morgen ist zum Glück Torsten wieder da. Er verbringt mehr Zeit in diesem Zimmer, als rechnerisch möglich ist. „Wenn ich Einen hätte, der den ganzen Tag hierbleibt“, sagt er und meint jemanden, der meiner Nachbarin die Neigung des Bettes einstellt, die Kissen und die Decke zurecht rückt, den Arm, den Kopf, den Hals bequem lagert, nachdem sie gewaschen ist und ihr den Strohhalm des Getränks dann in den Mund schiebt, wenn sie dazu bereit ist, das Brötchen anreicht und sie in ihrem Tempo kauen lässt, bis sie genug gegessen hat, um die Medikamente einnehmen zu können.
Nichts davon kann ich ihm abnehmen. Nur das Fenster öffne und schließe ich auf ihre Bitte, ich drücke die Tasten auf ihrem Telefon und den Knopf, um das medizinische Personal zu rufen. Wieder steht Torsten an ihrem Bett und versucht, es irgendwie besser zu machen, als die Schwestern und Pfleger mit eingeschränkten Deutschkenntnissen und so wenig Zeit, dass weder ihre Fragen noch ihre Antworten einen vollständigen Satz darstellen.
Den Pflegekräften hier ist nichts Menschliches fremd. Torsten lehnt keinen Wunsch ab, fragt nicht nach dem Warum eines Anliegens und äußert kein Wort Kritik oder Jammern über seine Tätigkeit. Ohne Zögern und Naserümpfen wechselt er Pflaster, Getränkegläser, Bettwäsche und Windeln und ist immer noch zu einem Witz bereit. Wie schafft er das, fragt ich ihn. In seiner Freizeit geht er Schwimmen und Laufen, fährt Fahrrad und macht Kraftsport (Triathlon?), früher ist er sogar Marathon gelaufen. Ein Ausdauersportler. Genau so einen braucht diese Station und eigentlich jede andere im Krankenhaus auch.
Es ist Sonntagmittag, als Torsten mir meinen Entlassungsbrief bringt. Eigentlich sollte der Arzt längst da gewesen sein. Wenn er binnen einer halben Stunde nicht zu mir gekommen ist, kann ich trotzdem schon nach Hause. Torsten wirkt müde oder traurig, das lustige Leuchten in seinen Augen ist klein geworden.
Im Hinausgehen komme ich an einer Pinnwand mit Dankeskarten von Patienten vorbei.
„Wir haben letzte Woche alle Karten runtergenommen“, ruft Torsten mir hinterher. „Die Pinwand war voll, die da sind alle neu.“
Vier verschiedene Karten, alle mit gleichem Inhalt. Sie bedanken sich für die Herzlichkeit, für die Hoffnung, für die warme Menschlichkeit im überhasteten Chaos eines Klinikkolosses.

Literarischer Spaziergang durch Berlin

Workshop mit Bettina Hampl vom 22.7.-24.7.2019Berlin Potsdamer Platz - Literarischer Spaziergang Juli 2019

Tag 1 Montag

Daimler Contemporary Berlin, Sound on the 4th Floor
Im Haus des Weinhaus Huth, Alte Potsdamer Str. 5, Berlin, Potsdamer

Auftrag: Sucht euch ein Kunstwerk und schreibt dazu eine Geschichte.
(aus der Kladde übertragen, 1 Nische mit drei Bildern, 20-30 min Schreibzeit)
Das Weinhaus Huth ist eins von vielen Paradoxen in Berlin. Das älteste Haus am Platz mit ständig aktualisiertem Interieur. Im vierten Stock ist die Ausstellung installiert, durch die man im Rund wandert, wie durch den Kopf eines Betrunkenen. Naja, im Huth eines Weinhauses eben. Kann das wirklich der richtige Ort für einen Heiratsantrag sein?
Mike zieht seine Johanna in eine Nische mit abgedunkelten Fenstern.
„Komm setz dich auf die Fensterbank.“ Er hilft ihr hinauf. „Lehn dich ruhig ans Fenster, ruh dich aus.“
Johanna ist unwohl neben dem schwarzen Skelett links auf dem Bild. Von den roten Ringen auf der anderen Seite verschwimmt ihr die Sicht. Doch das Grün gegenüber mag sie, wie draußen die Grünfläche nach all dem Kriegsschutt, der vorher dalag.
Mike zeigt auf das Skelett. „Weißt du, was das ist?“, fragt er.
„Jemand, der aufgegeben hat?“, sagt Johanna.
„Das war ich, als ich glaubte, dich nie wieder zu finden.“ Er zeigt auf die roten Ringe. „Und das?“, fragt er.
„Ich weiß nicht.“
„Das ist unsere Unendlichkeit.“ Mike stützt sich am Fensterbrett ab und kniet sich vor die Füße seiner Johanna.
„Was machst du“, fragt sie. “Ist dir schlecht? Du machst mir Angst.“
„Sieh mich an Johanna.“
Sie schaut hinunter auf ihn. Seine Wangen sind rosig wie nie, seine Augen blitzen vor Entschlossenheit. Es scheint alles in Ordnung mit Mike.
„Johanna, hier an diesem Ort, wo Unendlichkeit gegen den Tod steht, frage ich dich: Willst du meine Frau werden?“ Zittern schleicht sich in seine Stimme.
„Aber das bin ich doch schon seit unserem Versprechen, Dummerchen“, sagt Johanna.
„Heute machen wir es richtig. Also, ja?“
Johanna zeigt ihre Zahnlücke beim Lachen. „Natürlich.“ Sie hält ihm ihre Hand hin.
Mike wischt sich vor Aufregung über den Mund. Dann schiebt er den schmalen Silberreif den Finger hinauf, Falte für Falte über den dicken Knöchel, bis der Ring festsitzt.
„Jetzt meine Liebe darfst du mir aufhelfen. Wir nehmen den Fahrstuhl in den Weinkeller zum Feiern.“
„Nein, ich möchte nach draußen zum Grün unter freiem Himmel. Keller erinnert mich an Bomben.“
„Wie du willst, Liebste. Ab jetzt, alles, wie du willst.“

 

Tag 2 Dienstag

Weg vom U-Bhf Naturkundemuseum zur Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße
Auftrag: Beschreibt, wie sich die Atmosphäre verändert.
(aus der Kladde übertragen, 20-30 min Schreibzeit)
Wohin willst du? Nach dort hinten musst du selber laufen. Hast nicht verstanden, weil der Lärm versteckt, wie du anders durch glasige Schatten gelangst, eingezäunt von Gelb und Grün.
Keine Angst, du wirst atmen können. Probier es. Schmeckt`s noch Grau, noch nicht Schwarz-Weiß? Menschengemachtes scharfkantiges Schwarz-Grau-Weiß, nur das Grün wächst von allein. Hier hol Luft, steig auf den breiten Teppich. Lass dich tragen durch die surreale Weite, in der innen wie außen aussieht. Vorbei an Amnesty International, das sich schützen muss mit Gittern.
Und plötzlich endet die bergige Stadt. Hier ist die Geschäftszeit an sandige Gezeiten angepasst. Der Staub ist gelber und größer und flacher. Das Feld des Friedens.

Im Mauerpark
Aufgabe: Schreibt einen biografischen Text zum Mauerpark (20 min Schreibzeit)

Wie frei sind wir wirklich?
Es riecht frisch, saftig, nach Leben. Auf diese lebendige Ebene sind wir gelangt, nach dem wir die durchlässige Stelle in der Mauer gefunden haben.
Freiheit.
Für die Füße zuerst.
Meine Zehen erkennen das nass-grüne Weich, auf dem wir durch die Sommer unserer Kindheit den Abenteuern nachjagten.
Je weiter wir uns auf das gleichförmig gezüchtete Grün hinauf trauen, desto leiser wird der Protest der Stadt, die nach uns greift, die uns nicht loslässt und an den Ohren zieht mit nicht endendem Kampflied.
Ist es schön hier in diesem anderen Landstrich? Der wieder an einer Mauer endet. Es gibt auch einen Zaun, niedriger und löchrig. Eine weitere Alternative? Dort sind die Bäume unordentlich hoch gewachsen, schauen über den Zaun und sogar frei und weit über die Mauer. Ist das Gras dort grüner? Grabsteine wachsen aus dem Boden.
Bleiben wir doch lieber auf dieser Seite. Helfe wir dem aufstrebenden Grün in der wütenden Stadt, für die Aufgeben nie eine Option ist. Müssen wir denn Mauern überwinden, um uns frei zu fühlen oder reicht es sie durchlässig zu machen?

Plädoyer für die eigene Sprache

Okay, ich gebe es zu, ich bin ein Wortpuzzler. Ich grabe gern nach der einzig passend erscheinenden Symbiose aus Wort, Sinn und Stimmung. Es macht mir Spaß und es erscheint mir notwendig, denn das ist doch auch Anlass zu schreiben. All die vielen Geschichten – sie existieren schon länger, als ich lebe und in einer Vielfalt, die ich in meinem Leben nicht in ganzem Umfang erfahren kann.
Neu und unverwechselbar werden sie erst, in dem wir etwas Neues hinzufügen: Uns. Unsere Art zu schreiben. Ich wehre mich dagegen, der Leser würde nicht bemerken, mit welcher Mühe wir um die richtigen Worte ringen, es wäre ihm bei einem Werk von rund 300 Seiten egal, in welchem Stil wir schreiben. Nein, so ein Leser bin ich nicht und auch meine Leser sollen später noch auf Seite 150 wissen, in welchem Buch sie die Seiten umblättern.
Schon beim Kauf entscheide ich, ob ich eine Liebesgeschichte in sinnlichem Ton erfahren möchte (Carola Wolff). Bewusst wähle ich den Krimi mit Berliner Herz und Schnauze in der passenden Sprache (Bettina Kerwien). Mancher Autor zieht und treibt seine Leser, bis sie den Buchdeckel am Ende erreicht haben (Anders Alborg). Und die ein oder andere Schriftstellerseele schreibt für Sprachgenießer, zum Langsamlesen und Entdecken. Wenn mir der Stil, der Ton, insgesamt die Sprache des Autors am Buchanfang als etwas Eigenes gefällt, warum soll ich in der Mitte oder am Ende der Geschichte darauf verzichten wollen?
Dann dauert es eben noch Wochen oder Monate, bis meine 300 Seiten gefüllt sind. Aber es sind unverwechselbare Seiten. Personalisierte Sprache, die wiedererkannt wird. Ich bleibe bei meiner Auffassung, es ist den Aufwand wert.