Plädoyer für die eigene Sprache

Okay, ich gebe es zu, ich bin ein Wortpuzzler. Ich grabe gern nach der einzig passend erscheinenden Symbiose aus Wort, Sinn und Stimmung. Es macht mir Spaß und es erscheint mir notwendig, denn das ist doch auch Anlass zu schreiben. All die vielen Geschichten – sie existieren schon länger, als ich lebe und in einer Vielfalt, die ich in meinem Leben nicht in ganzem Umfang erfahren kann.
Neu und unverwechselbar werden sie erst, in dem wir etwas Neues hinzufügen: Uns. Unsere Art zu schreiben. Ich wehre mich dagegen, der Leser würde nicht bemerken, mit welcher Mühe wir um die richtigen Worte ringen, es wäre ihm bei einem Werk von rund 300 Seiten egal, in welchem Stil wir schreiben. Nein, so ein Leser bin ich nicht und auch meine Leser sollen später noch auf Seite 150 wissen, in welchem Buch sie die Seiten umblättern.
Schon beim Kauf entscheide ich, ob ich eine Liebesgeschichte in sinnlichem Ton erfahren möchte (Carola Wolff). Bewusst wähle ich den Krimi mit Berliner Herz und Schnauze in der passenden Sprache (Bettina Kerwien). Mancher Autor zieht und treibt seine Leser, bis sie den Buchdeckel am Ende erreicht haben (Anders Alborg). Und die ein oder andere Schriftstellerseele schreibt für Sprachgenießer, zum Langsamlesen und Entdecken. Wenn mir der Stil, der Ton, insgesamt die Sprache des Autors am Buchanfang als etwas Eigenes gefällt, warum soll ich in der Mitte oder am Ende der Geschichte darauf verzichten wollen?
Dann dauert es eben noch Wochen oder Monate, bis meine 300 Seiten gefüllt sind. Aber es sind unverwechselbare Seiten. Personalisierte Sprache, die wiedererkannt wird. Ich bleibe bei meiner Auffassung, es ist den Aufwand wert.

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