Dieses Buch braucht mehr als ein Lesebändchen. Ich wüsste sie alle unterzubringen. Am besten mit aufklappbaren Themenhinweisen.
Es ist ein weiteres Lehrbuch über das Schreiben und gleichzeitig so viel mehr. Eine lebenskluge Enzyklopädie von während der Schreibarbeit auftretenden Gemütszuständen, ein Hilfsmittel der Arbeitspsychologie, das gut in die Abteilung Selbsthilfe passt, dabei gleichzeig spannende Unterhaltung und Inspiration.
Jeder Autorinnenabschnitt steht für sich. Die von der Herausgeberin vorgegebene Reihenfolge muss beim Lesen nicht eingehalten werden. Obwohl ich also die mir bekannten Schriftstellerinnen zuerst ansehen könnte, habe ich dennoch von vorn durch die Seiten gelesen, und bin jetzt ungefähr in der Hälfte angelangt.
Vor einigen Kapiteln, im Beitrag von Kathryn Chetkovic, habe ich das ungeschriebene Gesetz sauberer Bücher nicht mehr einhalten können. Ich zückte den Bleistift und strich Wörter, Sätze, ganze Passagen an, malte Ausrufezeichen neben Absätze und schrieb mir Notizen an den Rand, so sehr wünschte ich mir, mit Jemandem über das gerade Gelesene zu reden.
Das Buch durchzulesen ist wie, nacheinander an Seminaren im Studienfach Überleben als Schriftstellerin teilzunehmen, mit Professorinnen, deren Ruf und Fachkenntnis ihnen vorauseilt.
Lauter Koryphäen sind zu ihrem Schreiballtag befragt und in dem Buch versammelt. Ihre Berichte und Erzählungen wirken wie Stellungnahmen, die das eigene Schreiben entweder niedermachen oder aufrichten können. Beides ist möglich. Wenn man sich in den beschriebenen Situationen wiedererkennt, ist aber eines gewiss, man ist mit Leib und Seele Schriftstellerin!