Gedichte waren meine erste Liebe.
Noch bevor ich lesen konnte, habe ich gereimt. An sich ist das nichts Außergewöhnliches, denn üblicherweise bekommt – oder vielleicht sollte ich sagen – bekam man den Stift erst in die Hand, wenn man sich durch Reden als der Sprache Herr gezeigt hat. Bei neunmalklugen Quasselstrippen ergibt sich dann zwangsläufig das ein oder andere gereimte Ende, einfach so, um überhaupt mal einen Punkt setzen zu können. Außerdem helfen Reime, sich Dinge zu merken. So lebenswichtige Regeln wie „Bei Rot bleib stehen, bei Grün kannst‘ gehen“ oder Flirttechniken wie „Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich wünsche mir den Peter her“. Mit so einer knappen Aussage kommt man auch schnell auf‘s Wesentliche.
Es gibt also gute Gründe für Gedichte, auch für solche, die sich reimen. Ich glaube, keiner davon war Anlass für mich, mit dem Dichten anzufangen. Vielmehr wollte ich einer geliebten Dichtergröße nacheifern, meiner Großmutter. Die meisten meiner Gedichte hat sie nie gesehen und würde sie auch jetzt nicht lesen. Sie war immer der Meinung, dass ein Gedicht, mehr als andere Literatur, am meisten Wirkung durch den Vortrag erhält. Ein Argument, dass nicht nur durch die Weisheit des Alters Gewicht hat.
Meine Gedichte habe ich deswegen ausnahmslos als Hördatei eingestellt Zu(m)Hören. Ich hoffe, es gefällt euch.