Arbeitsplatz Strand. Das größte Plus an einer Schreibreise an die Ostsee.
Der nachfolgende Text entstand während der Nachtwanderung, die traditioneller Bestandteil der Schreibreise mit meiner Autorengruppe ist. Ein Stück Fantasie, das in ein neues Projekt verwebt wird. Ein Jugend-Fantasy-Thriller.
Ich bin allein und schließe die Jacke dicht unter dem Kinn. Dann drehe ich mich weg vom Mond und den zerrissenen Wolken.
Er ist bei mir. Obwohl wir nie hier waren. Trotzdem erklärt mir Jamie jetzt, in diesem Moment, mit Streicheln und Küssen wie das Meer sich anhört. Ewiglich. Schwarzes Glänzen trägt salziges Zittern.
Das Scheinwerferlicht erreicht uns nicht. Aufrecht stehe ich am Ufer und schaue dem fernen Suchen zu. Ich bin fort, entwischt und habe Jamies Seele mitgenommen. Wer immer ihn hat sterben lassen, muss damit rechnen, von mir gefunden zu werden. Ich werde nicht zulassen, dass mit mir dasselbe passiert.
Zwanzig Schritte weiter fasziniert mich blauschwarzer Batikhimmel mit Glitzer. Kein Wind am Boden, nur in den Kronen hoch über mir und auch nur manchmal wie ein vorüber fliegendes Flugzeug. Die Sterne sind in den Baum gesteckte Kerzen. Mein Geburtstagsbaum. Wann habe ich eigentlich Geburtstag? Ich weiß es nicht. Warum nicht heute? Mein erster Tag als ich Selbst, kein gelenktes Subjekt. Genauso wie andere Lebewesen, die sich mit mir zwischen die Stämme ducken. Es gibt sie. Vorhin habe ich zwei gelbe Augen gesehen und mich erschreckt. An, aus. Anders als der Suchscheinwerfer.
Jamies kalte Hand legt sich um meine Faust. Sein kühler Atem leckt meine Wange. Ich wische das Salz aus dem Gesicht.
Wo kommst du her?, malt ein fremder Finger in den Sandboden vor mir.